Assessment Center | Definition, Ablauf & Tipps | Freelancer Wiki

Was ist ein Assessment Center?

24. Februar 2021 / 6 Min /

Assessment Center, kurz das „AC“, sind in vielen großen Unternehmen kaum noch wegzudenken. Sie stellen ein strukturiertes Mitarbeiterauswahl- und Bewertungsverfahren zur Rekrutierung neuer Arbeitskräfte dar. Die intensive Prüfung in Form von Einzel- oder Gruppentests stellen Bewerber oftmals vor große Herausforderungen.

Definition: Was ist ein Assessment Center?

Der Anglizismus „Assessment“ bedeutet im Deutschen die „Bewertung“ oder „Einschätzung“. Der Assessment Center beschreibt folglich das komplexe Beurteilungsverfahren, mit dessen Hilfe die Eignung eines potenziellen Kandidaten für eine vakante Position bewertet wird. Um die Spreu vom Weizen zu trennen, nutzen insbesondere große Firmen und Konzerne die Methode des Auswahlverfahrens.

Synonym für das Assessment Center werden häufig auch der Bewerbertag, das mehrtägige Auswahlverfahren oder der Bewerbertest angewandt. Ziel ist es, jene Kandidaten zu ermitteln, die anhand ihrer fachlichen und persönlichen Kompetenzen am besten zum Unternehmen und der zu besetzenden Stelle passen.

Wo kommt das AC zum Einsatz?

Am häufigsten Verwendung findet das Assessment Center bei Ausbildungsplätzen und Trainee-Programmen. Einer Einladung zur Teilnahme an einem AC geht immer eine Bewerbung auf die jeweilige Position voraus. An einem Assessment Center nehmen in der Regel circa 4-8 Personen teil. Je nach Unternehmen kann die Anzahl auch höher sein. Das Test-Verfahren wird entweder vom Unternehmen selbst oder mit Unterstützung externer Berater durchgeführt.

Häufig finden sich unter den „Beobachtern“ Führungskräfte, Personaler, extern beauftragte Dienstleister oder sogar Psychologen. Im Durchschnitt gibt es jeweils einen Beobachter für maximal 2 Kandidaten. Durchgeführt wird das Verfahren, abhängig vom Unternehmen, klassischerweise in Konferenz-, oder Tagungsbereichen der Firmenzentrale oder auch in größeren Hotels.

Die Dauer wird vom jeweiligen Unternehmen selbst bestimmt und variiert zwischen einem halben Tag und maximal 3 Tagen. Um einen ersten Eindruck zu gewinnen, muss das AC jedoch nicht zwingend vor Ort stattfinden, da dieser mit viel Zeit und Geldaufwand verbunden ist. Aus diesem Grund greifen Unternehmen vermehrt zum Online-Assessment-Center.

Ablauf: Wie funktioniert ein Assessment Center?

Die Aufgaben des Assessment Centers sind vielseitig und fordern unterschiedliche Eigenschaften und Fähigkeiten der Bewerber. Neben der Persönlichkeit und der fachlichen Expertise, spielen Hard-, und Soft Skills eine große Rolle. In der Art und Gestaltung eines Assessment Centers liegen keine Grenzen.

Das Unternehmen kann sein Verfahren individuell an die Bedürfnisse und Erwartungen des Unternehmens anpassen. Dennoch finden sich Ähnlichkeiten im Aufbau von Assessment Centern. So können zur Übung und Vorbereitung die folgenden Phasen identifiziert werden:

Bestandteile des Assessment Centers
Bestandteile des Assessment Centers

Selbstpräsentation

Fester Bestandteil des Aufgabenportfolios eines Assessment Centers ist zuerst (fast) immer die Selbstpräsentation. Vorteil der ersten Station bietet die Möglichkeit einer guten Vorab-Vorbereitung. In einer Zeitspanne von 3-10 Minuten geht es hierbei nicht um die Wiedergabe des Lebenslaufs, sondern um die Beschränkung auf die wichtigsten Stationen, die wesentlichen Meilensteine und die eigenen Stärken in Bezug auf die potenzielle Position.

Gruppendiskussion

Im Anschluss an die Selbstpräsentation findet in der Regel eine Gruppendiskussion statt. Auf diese Weise werden alle Teilnehmer des Verfahrens gleichzeitig getestet. Die gemeinsame Interaktion ermöglicht es den Beobachtern einen direkten Vergleich der Kandidaten herzustellen. Mithilfe der Gruppendiskussion können Rückschlüsse auf die sozialen und kommunikativen Eigenschaften der einzelnen Bewerber getroffen werden. Hierfür diskutieren die Teilnehmer innerhalb einer vorgegebenen Zeit über ein vom Unternehmen ausgewähltes Thema.

Case Studies

Im Rahmen einer Case Study oder auch Fallstudie genannt, werden die Problemlösungs-, und Entscheidungsfähigkeit abgefragt. Hierbei können die Fallstudien, je nach Unternehmensanforderung, unterschiedlich sein. Die drei bekanntesten Formen der Fallstudie sind:

1. Brainteaser

Brainteaser, zu Deutsch: Gehirnkitzler sind typische Fragen in Form einer Knobelaufgabe, die zunächst nichts mit der unternehmerischen Tätigkeit zu tun haben. Mithilfe der Rätselaufgaben versucht der Arbeitgeber herauszufinden, wie ausgeprägt das analytische Denkvermögen eines Bewerbers ist und wie diese unter Zeitdruck mit der Aufgabe umgehen.

Wichtig zu beachten ist hierbei, dass der Brainteaser nicht unbedingt immer lösbar sein muss. Im Vordergrund stehen die analytische Herangehensweise und der Umgang mit der Drucksituation.
Ein Beispiel für einen Brainteaser ist die Frage: „Wie viele Smarties passen in einen Smart?“

2. Business Case

Die klassische Fallstudie, auch Business Case genannt ist eine beliebte Aufgabe bei Personalern. Sie enthält praxisnahe Problemstellungen die allein oder auch in Gruppen getestet werden kann. Hierfür werden oftmals unvollständige Informationen oder irrelevante Details vorgelegt. Welche Angaben fehlen oder überflüssig sind, ist Teil der zu absolvierenden Prüfung und bringt die Bewerber auf den richtigen Weg.

In der Regel kann davon ausgegangen werden, dass der Case im Anschluss daran in Form einer Präsentation dargestellt werden muss, weshalb es stets sinnvoll ist, das Vorgehen parallel zu notieren.

3. Marktgrößenschätzung

Um das logische Denkvermögen und das Allgemeinwissen der Kandidaten zu testen, wird die sogenannte Markgrößenschätzung angewandt. Auf diese Weise wird der Umgang mit Zahlen sowie die Fähigkeit, realistische Annahmen zu treffen ermittelt. Ein Beispiel für eine Marktgrößenschätzung ist die Frage: „Wie viele Fahrräder gibt es in Deutschland?“

Postkorbübung

Unter der Postkorbübung versteht man jene Übungen, bei denen es um das Aussortieren und Priorisieren einer Fülle von verschiedenen Informationen geht. Abgeleitet wurde der Name von einem vollen Posteingangskorb, in dem verschiedene Anfragen, E-Mails und Aufgaben zu finden sind. Ziel ist es, wie auch in der Praxis, zu identifizieren, was relevant ist und welche Aufgaben man zuerst abarbeitet.

Rollenspiele

Das Rollenspiel beschäftigt sich inhaltlich mit Situationen die so, oder so ähnlich im potenziellen Berufsalltag vorkommen können. Meist wird diese Art Aufgabe durchgeführt, wenn der künftige Mitarbeiter später einmal im Bereich des Kundenkontakts oder der Personalverantwortung stehen soll.

Insbesondere im Vertrieb stellt das Rollenspiel eine typische Aufgabe im Assessment Center dar. Dies könnte zum Beispiel der Fall eines wütenden Kunden sein. Wichtig ist hier, dass das Rollenspiel nicht mit einem Schauspiel verwechselt wird. Ziel ist es, die gegebene Aufgabe auf sachlicher und professioneller Weise zu lösen.

Einzelgespräch

Zu guter Letzt findet ein Einzelgespräch, oftmals in Form eines Feedbacks, statt. Das Interview dient der Erfragung der Selbsteinschätzung der Teilnehmer sowie der Verteilung eines Feedbacks durch eine abschließende Beurteilung.

Erfolgreich bestehen: Tipps zur richtigen Vorbereitung

Unabhängig ob Online oder Offline Assessment Center, die richtige Vorbereitung ist das A&O zum erfolgreichen Bestehen eines Assessment Centers. Um sich von anderen Bewerbern abzuheben und die Chance auf ein erfolgreiches Abschneiden zu erhöhen, sollten die folgenden Tipps beherzigt werden:

Tipps zur Übung und Vorbereitung für das Assessment Center
Tipps zur Vorbereitung für das Assessment Center
  • Genug Anfahrtszeit einplanen
  • Auf ein gepflegtes Erscheinungsbild achten
  • Ausgeruht und fit erscheinen
  • Unternehmensinformationen & Jobprofil genau studieren
  • Den eigenen Lebenslauf sowie Stärken kennen
  • Allgemeinwissen und Branchenrelevante News auffrischen
  • Die freie Selbstpräsentation vor Freunden oder Bekannten üben und Feedback einholen
  • Gut zuhören und strukturiert arbeiten
  • Relevante Literatur zum Thema Assessment nutzen
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