9 Führungsstile, die jeder kennen sollte

9 Führungsstile, die jeder kennen sollte

9. Januar 2025 / 7 Min /

Ob es mit der Zusammenarbeit funktioniert oder nicht, hängt oft vom Führungsstil ab – ganz gleich, ob man selbst ein Team führt oder es als Freelancer mit einer Führungskraft zu tun hat. Damit man weiß, womit man es zu tun hat, klären wir in diesem Beitrag die Vor- und Nachteile neun verschiedener Führungsstile.

Was ist ein Führungsstil? 

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Ein Führungsstil beschreibt die Art und Weise, wie Führungskräfte Entscheidungen treffen, mit Mitarbeitern kommunizieren und Teams motivieren. Führungsstile beeinflussen die Unternehmenskultur und wirken sich auf das Arbeitsklima sowie die Produktivität aus.

Welche Führungsstile gibt es?

Der Sozialpsychologe Kurt Lewin legte in den 1930er-Jahren den Grundstein für die Forschung zu Führungsstilen. In seiner Studie unterschied er drei grundlegende Führungsstile:

  • Autoritärer Führungsstil: Der Vorgesetzte trifft Entscheidungen ohne Rücksprache mit dem Team. 
  • Demokratischer Führungsstil: Entscheidungen werden gemeinsam mit den Mitarbeitern erarbeitet.
  • Laissez-faire-Führungsstil: Der Vorgesetzte greift nur minimal in die Arbeitsprozesse ein.

Diese Unterscheidung bildet bis heute die Basis für viele Führungsmodelle, die im Laufe der Jahre weiterentwickelt wurden:

#1: Tradierender Führungsstil

Der tradierende Führungsstil basiert auf Traditionen, Normen und festen Strukturen. Die Machtposition der Führungskraft wird durch bestehende Autoritäten wie Religion, Familie oder gesellschaftliche Regeln legitimiert. 

Vorteile
  • Klare Strukturen und Prozesse: Da die Hierarchien fest verankert sind, wissen alle Mitarbeiter genau, wer Entscheidungen trifft. Dadurch wird Verwirrung vermieden und es entsteht eine klare Orientierung.
  • Hohe Stabilität: In einem traditionellen Umfeld gibt es weniger Widerstand gegen Veränderungen, da sich die Führung auf bewährte Praktiken stützt.
  • Respekt vor der Führung: Mitarbeiter zeigen aufgrund der sozialen Normen und Traditionen mehr Loyalität und Gehorsam.
Nachteile
  • Wenig Innovationskraft: Traditionen lassen wenig Raum für neue Ideen und flexible Anpassungen. Dies kann in dynamischen Märkten hinderlich sein. 
  • Gefahr der Veralterung: Unternehmen, die stark auf Traditionen bauen, könnten den Anschluss an moderne Managementmethoden verlieren. 
  • Mangelnde Mitarbeiterpartizipation: Die Meinung der Belegschaft wird oft nicht einbezogen, was zu Demotivation führen kann. 

#2: Autoritärer Führungsstil

Der autoritäre Führungsstil zeichnet sich durch strikte Kontrolle und ein stark hierarchisches Verhältnis zwischen Führungskraft und Mitarbeitern aus. Entscheidungen werden ausschließlich von der Führung getroffen.

Vorteile
  • Schnelle Entscheidungsfindung: Da die Führungskraft allein entscheidet, werden Prozesse beschleunigt und Verzögerungen durch Diskussionen vermieden. 
  • Klarheit und Disziplin: Klare Anweisungen und Vorgaben schaffen Ordnung, Disziplin und Sicherheit, was besonders in Krisensituationen hilfreich sein kann. 
  • Verantwortung bei der Führungskraft: Die Mitarbeiter können sich auf ihre Aufgaben konzentrieren, ohne sich um strategische Entscheidungen kümmern zu müssen. 
Nachteile
  • Wenig Eigeninitiative der Mitarbeiter: Kreativität und Problemlösungsfähigkeit werden nicht gefördert, da die Mitarbeiter nur Anweisungen ausführen. 
  • Hohe Abhängigkeit von der Führungskraft: Wenn die Führungskraft ausfällt, entstehen häufig Lücken, da Entscheidungen nicht delegiert wurden. 
  • Gefahr von Konflikten: Ein autoritärer Stil kann zu Unzufriedenheit und einem schlechten Betriebsklima führen, da Mitarbeiter sich nicht wertgeschätzt fühlen. 

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#3: Richtungsbezogener Führungsstil

Das Managerial Grid von Blake und Mouton unterscheidet zwischen einer Aufgaben- und einer Mitarbeiterorientierung. Der richtungsbezogene Führungsstil beschreibt verschiedene Kombinationen dieser beiden Faktoren.

Vorteile
  • Flexibilität: Führungskräfte können ihren Stil je nach Situation anpassen, was eine größere Bandbreite an Führungsmethoden ermöglicht. 
  • Balance zwischen Ergebnis und Zufriedenheit: Ein ausgewogener Führungsstil berücksichtigt sowohl die Zielerreichung als auch das Wohlbefinden der Mitarbeiter. 
  • Förderung von Entwicklung: Durch den Fokus auf Mitarbeiterorientierung wird die persönliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter unterstützt. 
Nachteile
  • Schwierige Umsetzung: Es ist herausfordernd, das richtige Gleichgewicht zwischen Aufgaben- und Mitarbeiterorientierung zu finden. 
  • Potenzial für Überforderung: Eine Führungskraft muss in der Lage sein, unterschiedliche Anforderungen gleichzeitig zu managen, was sehr anspruchsvoll sein kann. 
  • Unklare Prioritäten: Wenn das Gleichgewicht nicht stimmt, können entweder die Ergebnisse oder die Mitarbeiterzufriedenheit leiden.

#4: Transaktionale Führung

Die transaktionale Führung basiert auf einem Belohnungssystem. Die Führungskraft setzt Ziele und belohnt Mitarbeiter im Gegenzug für deren Erreichen.

Vorteile
  • Klare Erwartungen: Mitarbeiter wissen genau, was von ihnen erwartet wird und welche Belohnungen sie für gute Leistungen erhalten. 
  • Motivation durch Anreize: Das Belohnungssystem kann die Motivation der Mitarbeiter steigern, da sie konkrete Vorteile erhalten. 
  • Kontrolle und Feedback: Die Führungskraft hat jederzeit Kontrolle über die Leistungen der Mitarbeiter und gibt regelmäßig Feedback. 
Nachteile
  • Geringe Flexibilität: Die transaktionale Führung konzentriert sich auf bestehende Prozesse und belohnt nur das Erreichen von festgelegten Zielen. Spontane Änderungen sind schwierig. 
  • Wenig Kreativität: Da der Fokus auf Zielerreichung liegt, gibt es wenig Raum für innovative Ideen oder unkonventionelle Problemlösungen. 
  • Abhängigkeit von Belohnungen: Mitarbeiter könnten nur durch Belohnungen motiviert werden und ohne diese das Engagement verlieren.

#5: Transformationale Führung

Transformationsführung zielt darauf ab, Mitarbeiter zu inspirieren und zu motivieren. Führungskräfte fördern persönliche Entwicklung und setzen auf langfristige Visionen. 

Vorteile
  • Hohe Motivation: Mitarbeiter fühlen sich inspiriert und engagieren sich stärker für das Unternehmen. 
  • Förderung von Innovation: Transformationales Leadership ermutigt Mitarbeiter, kreative Ideen einzubringen und innovative Lösungen zu finden. 
  • Stärkung der Unternehmenswerte: Eine starke Werteorientierung sorgt für ein einheitliches Verständnis von Zielen und Visionen.  
Nachteile
  • Hoher Anspruch an die Führungskraft: Die Führungskraft muss charismatisch und empathisch sein, um die Mitarbeiter zu inspirieren. 
  • Gefahr von Überforderung: Wenn die Erwartungen zu hoch sind, können sich Mitarbeiter überfordert fühlen. 
  • Langfristiger Fokus: Kurzfristige Erfolge können vernachlässigt werden, da der Fokus auf langfristigen Visionen liegt.

#6: Situativer Führungsstil

Der situative Führungsstil passt sich den jeweiligen Umständen an. Führungskräfte variieren ihre Methoden, abhängig von der Reife und Kompetenz der Mitarbeiter.

Vorteile
  • Hohe Anpassungsfähigkeit: Die Führungskraft kann ihre Strategie je nach Situation und Mitarbeiter individuell anpassen. 
  • Effiziente Problemlösung: Unterschiedliche Situationen erfordern unterschiedliche Führungsmethoden, was zu effektiveren Lösungen führt. 
  • Mitarbeiterförderung: Mitarbeiter erhalten genau die Unterstützung, die sie in ihrer aktuellen Entwicklung benötigen. 
Nachteile
  • Komplexität: Die Anpassung an verschiedene Situationen erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Analysefähigkeit. 
  • Unklare Kommunikation: Häufige Veränderungen im Führungsverhalten können zu Unsicherheiten bei den Mitarbeitern führen. 
  • Zeitaufwändig: Die situative Führung erfordert eine genaue Beobachtung der Mitarbeiter und deren Bedürfnisse. 

#7: Gruppenbezogener Führungsstile

Der Gruppenbezogene Führungsstil nach Horst Joachim Rahn legt den Fokus auf Teamarbeit und die gemeinsame Entscheidungsfindung.

Vorteile
  • Förderung des Teamgeists: Mitarbeiter fühlen sich stärker eingebunden und entwickeln ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. 
  • Höhere Zufriedenheit: Da alle Mitarbeiter an Entscheidungen beteiligt sind, steigt die Zufriedenheit und das Engagement. 
  • Bessere Problemlösungen: Durch die Einbindung unterschiedlicher Perspektiven werden Probleme oft schneller und effektiver gelöst. 
Nachteile
  • Zeitintensive Prozesse: Die gemeinsame Entscheidungsfindung benötigt viel Zeit und kann den Arbeitsfluss verlangsamen. 
  • Gefahr von Konflikten: Unterschiedliche Meinungen können zu Diskussionen und Konflikten innerhalb des Teams führen. 
  • Fehlende Führung: In manchen Situationen benötigen Teams eine klare Führung, um voranzukommen. 

#8: Patriarchalischer Führungsstil

Der patriarchalische Stil zeichnet sich durch eine fürsorgliche und schützende Führungskraft aus, die Entscheidungen im Sinne des Teams trifft.

Vorteile
  • Vertrauensbasis: Mitarbeiter haben Vertrauen in die Führungskraft und fühlen sich sicher. 
  • Hohe Loyalität: Mitarbeiter entwickeln oft eine starke Bindung zum Unternehmen. 
  • Klare Richtung: Die Führungskraft übernimmt Verantwortung und gibt klare Anweisungen.
Nachteile
  • Gefahr von Abhängigkeiten: Mitarbeiter könnten sich zu stark auf die Führungskraft verlassen und keine Eigeninitiative zeigen. 
  • Bevormundung: Der Führungsstil kann als übergriffig empfunden werden, wenn Mitarbeiter zu wenig Mitspracherecht haben. 
  • Wenig Innovationskraft: Traditionelle Werte stehen oft im Vordergrund, was Innovationen hemmen kann. 

#9: Full Range of Leadership Model

Das Full Range of Leadership Model kombiniert transaktionale und transformationale Elemente.

Vorteile
  • Ganzheitlicher Ansatz: Das Modell deckt verschiedene Bedürfnisse ab und bietet Flexibilität. 
  • Förderung von Innovation und Leistung: Mitarbeiter werden sowohl durch Visionen als auch durch konkrete Ziele motiviert. 
  • Langfristige Entwicklung: Das Modell unterstützt sowohl kurzfristige Ergebnisse als auch langfristige Ziele. 
Nachteile
  • Hoher Komplexitätsgrad: Die Anwendung erfordert ein tiefes Verständnis der verschiedenen Führungsmethoden. 
  • Anspruchsvoll für Führungskräfte: Die Führungskraft muss in der Lage sein, unterschiedliche Führungsstile effektiv zu kombinieren.
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