32 Jahre Mauerfall: Freelancer im Ost-West-Vergleich
Dass Angestellte im Osten Deutschlands weitaus weniger verdienen als westdeutsche Arbeitnehmer, ist bekannt – daran hat sich auch 2021 nichts verändert. Die Aufschlüsselung der Daten des Freelancer-Kompass zeigt, ob der Arbeitsort innerhalb der Bundesrepublik ebenfalls Einfluss auf das Berufsfeld des Freelancers hat.
Am 09. November 1989 fiel die deutsche Mauer – rund ein Jahr später, am Tag der deutschen Einheit, unterzeichneten die beiden Verhandlungsführer der jeweiligen Teile Deutschlands den deutsch-deutschen Einigungsvertrag zwischen Ost- und West. Ein Ereignis, welches das bisher getrennte Land zusammenbringen und die Gleichberechtigung wieder herstellen sollte. Nichtsdestotrotz trennt die alten und neuen Bundesländer weiterhin eins: Die Gehalts-Kluft.
Stundensatz: West-Freelancer verdienen fast zehn Euro mehr
Die Auswertung zeigt, dass freie Experten im Westen des Landes durchschnittlich rund 91 Euro pro Stunde verlangen. Ost-Freelancer verdienen mit 80 Euro elf Euro weniger. So erklärt sich auch, dass Freelancer im Westen häufiger die jährliche 100.000er-Brutto-Grenze knacken.

Laut der aktuellen Gehaltsanalyse der Online-Jobplattform Stepstone, verdienen ostdeutsche Angestellte, mit durchschnittlich 48.770 € brutto pro Jahr, immer noch deutlich weniger als ihre westdeutschen Kollegen (56.300 € brutto pro Jahr). Laut Dr. Anastasia Herrmann, Head of Research bei Stepstone, war noch vor zwei Jahren die Nachfrage an Fachkräften, beispielsweise in Bundesländern wie Hessen oder Baden-Württemberg, viermal so hoch wie in Sachsen-Anhalt.
In Freelancer-Kreisen haben die westdeutschen Auftragnehmer die Nase ebenfalls vorn: Den höchsten Durchschnitts-Stundensatz verlangen freie Experten in Schleswig-Holstein mit 99 Euro pro Stunde, wohingegen ostdeutsche Top-Verdiener in Berlin mit 5 Euro weniger nach Hause gehen.

Bundesland | Stundensatz |
Schleswig-Holstein | 99 € |
Baden-Württemberg | 96 € |
Niedersachsen | 96 € |
Berlin | 94 € |
Nordrhein-Westfalen | 94 € |
Meck.-Vorpommern | 94 € |
Bayern | 94 € |
Saarland | 93 € |
Hamburg | 93 € |
Hessen | 91 € |
Rheinland-Pfalz | 86 € |
Thüringen | 85 € |
Sachsen | 79 € |
Sachsen-Anhalt | 77 € |
Brandenburg | 77 € |
Bremen | 67 € |
Wer mehr verdient, kann mehr sparen. Obwohl Freelancer bundesweit, sowohl im Osten, als auch im Westen, durchschnittlich fünfzehn Prozent ihres Verdienstes zurücklegen, können freie Experten aus den alten Bundesländern doppelt so viel Geld auf die hohe Kante legen. Hochgerechnet auf die nächsten dreißig Jahre, könnten West-Freelancer, bei gleichbleibenden Werten, über 100.000 Euro mehr fürs Alter zurücklegen, als freie Experten aus dem Osten.
West | Ost | |
---|---|---|
Durchschnitts-Stundensatz | 91 € | 80 € |
Höchster Stundensatz | Schleswig-Holstein 99 € | Berlin 94 € |
Niedrigster Stundensatz | Bremen 67 € | Thüringen 77 € |
Rücklagen fürs Alter pro Monat | 1.051 € | 857 € |
Prozent vom Nettoeinkommen | 14 % | 13 % |
Bruttoumsatz über 100.000 € | 52 % | 44 % |
Demografie: Neun von zehn Freelancern kommen aus dem Westen
Ob sich das freie Projektgeschäft ebenfalls in Ost und West trennt, deckt der Freelancer-Kompass 2021 auf. Die Studie zeigt, dass etwa 13 % der Freelancer in Deutschland aus dem Osten des Landes kommen. Freelancerinnen sind in beiden Hälften der Bundesrepublik wenig vertreten: Lediglich rund fünfzehn Prozent sind weiblich. Besonders auffällig: „Ossis“ stehen „Wessis“ in Sachen Bildung in nichts nach – im Gegenteil. Auf beiden Seiten verfügen mehr als dreiviertel der Freelancer über einen akademischen Bildungsabschluss. Im Stundensatz spiegelt sich das allerdings nicht wider.

West | Ost | |
---|---|---|
Anteil in Deutschland | 87 % | 13 % |
Alter | 46 Jahre | 44 Jahre |
weiblich | 15 % | 16 % |
männlich | 85 % | 84 % |
Berufserfahrung vor Selbstständigkeit | 13 Jahre | 12 Jahre |
akademischer Abschluss | 75 % | 79 % |
ℹ️ Die Gender-Pay-Gap ist im Osten doppelt so groß wie im Westen. Während die Männer im Westen 8 € pro Stunde mehr verlangen als ihre weiblichen Kollegen, verdienen Frauen im Osten 16 € weniger als die Männer.
Berufsalltag und Erfahrung
Die Vermutung liegt nah, dass westdeutsche Freelancer, bei höherem Verdienst und gleicher Bildung, zumindest mehr Berufserfahrung aufweisen können. Der Vergleich zeigt allerdings, dass Westdeutsche im Durchschnitt lediglich ein Jahr mehr Erfahrung im Beruf gesammelt haben, bevor sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben.

West | Ost | |
---|---|---|
Arbeitet im Home-Office | 90 % | 87 % |
Arbeitet im Unternehmen | 52 % | 42 % |
Desweiteren kristallisiert sich heraus, dass freie Experten sowohl aus dem Westen wie auch aus dem Osten häufiger Remote, also von Zuhause aus, arbeiten. Die vermehrte Arbeit aus dem Homeoffice ist vermutlich auch auf die Corona-Krise zurückzuführen.
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Die Top 3 Branchen im Ost-West-Vergleich
Unter Betrachtung der Branchen-Zugehörigkeit zeigen sich wenige Unterschiede zwischen Ost und West. Die meisten Freelancer im Osten und im Westen sind in der Branche IT / Software vertreten. Während freie ostdeutsche Experten am zweithäufigsten bei Behörden und offenen Stellen arbeiten, liegen im Westen die Banken-Branche an zweiter Stelle. Auf dem dritten Platz folgen im Westen die Behörden und im Osten die Finanzbranche.
West | Ost |
---|---|
IT / Software 16 % |
IT / Software 22 % |
Banken / Finanzen 13 % |
Behörden / Offene Stellen 12 % |
Behörden / Offene Stellen 10 % |
Banken / Finanzen 7 % |
Weitere spannende Fakten zum Thema Freelancing finden Sie in der Auswertung unserer aktuellen Marktstudie.
