Bootstrapping: Startup gründen ohne fremde Finanzierung

Bootstrapping: Gründen ohne Fremdkapital

12. Februar 2020 / 5 Min /

Ganz ohne finanzielle Unterstützung von außen, z. B. durch Kredite oder externe Teilhaber, tragen angehende Gründer beim Bootstrapping alle Kosten selbst und nutzen somit ausschließlich Eigenkapital. Das hat einige Vorteile! Jedoch sollten auch die Risiken nicht außer Acht gelassen werden. Ob Bootstrapping im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, hängt von mehreren Faktoren ab.

Was bedeutet Bootstrapping?

Der Begriff „Bootstrapping“ leitet sich vom englischen „Bootstrap“ ab und bedeutet so viel wie „Stiefelriemen“. Damit wird Bezug auf die Geschichte des Barons Münchhausen genommen, der sich an seinem eigenen Schopf aus dem Sumpf herauszog. Wer bereits bei der Unternehmensgründung auf absolute Eigenständigkeit Wert legt, muss entsprechend schnell in das operative Geschäft übergehen, sofern beim Budget nicht aus den Vollen geschöpft werden kann. Andernfalls sind die Geldmittel rasch verbraucht, noch bevor überhaupt Einkommen erzielt worden ist.

Worauf besonders zu achten ist: Die Grundsätze des Bootstrappings

Die wichtigsten Aspekte des Bootstrappings:

  • Keine Fremdfinanzierung
  • Schneller Fokus auf Vertrieb
  • Erreichung des Break-Even als Zielsetzung
  • Outsourcing und Einsatz von Freelancern zur kosten-kontrollierten Personalpolitik

Finanzen

Die erste Voraussetzung dafür, ob Bootstrapping für die eigene Firmengründung überhaupt ein realistisches Modell sein kann, ist das Startkapital. Egal, wie ambitioniert die Geschäftsidee auch ist: Gerade zu Beginn stehen für gewöhnlich hohe Ausgaben an.

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Es sollte also nicht blauäugig losgelegt werden, sondern sehr präzise kalkuliert und dabei immer noch genügend Reserven parat gelegt werden. Denn unvorhergesehene Kostenfaktoren sind eher die Regel als die Ausnahme. Darüber hinaus kann es passieren, dass der Cashflow doch erst deutlich später oder langsamer einsetzt als gedacht. Das begrenzte Budget und der Arbeitsaufwand müssen deshalb sehr fokussiert eingesetzt werden. Eine akribische Planung ist hierbei das A und O.

Strategie

Beim Bootstrapping ist das operative Geschäft das primäre Ziel. Je schneller die Gelder fließen, desto früher kann sich das eigene Business finanziell stabilisieren. Es sollte sich deshalb schon vorab überlegt werden, ob das ausgeklügelte Geschäftsmodell auch wirklich dafür geeignet ist. Nur ein möglichst sofort eingeleiteter Vertrieb kann für einen zeitnahen Break-Even sorgen.

Team

Sofern es sich bei dem eigenen Betrieb nicht um ein Einzelunternehmen handelt, sollten Gründer sich beim Bootstrapping zunächst auf ein kleines, effizient arbeitendes Team beschränken. Die Auftragslage ist zu Beginn noch kaum abzuschätzen. Deshalb empfehlen wir zu Beginn auf erfahrene Freelancer zu setzen. Das erspart nicht nur einen erheblichen bürokratischen Aufwand, sondern auch anstehende Projekte und Aufgaben können ganz gezielt abgearbeitet und die Ausgaben besser kontrolliert werden. Mit fest angestellten Mitarbeitern können unter Umständen wertvolle Ressourcen vergeudet werden. Oder es stellt sich heraus, dass das erforderliche Pensum nicht vom ausgewählten Team allein gestemmt werden kann. Erst wenn das gegründete Unternehmen konstante Gewinne abwirft und sich fundierte Prognosen erstellen lassen, kann ein fester Kern an zuverlässigen Mitarbeitern sinnvoll sein.

Gerade in der Anfangsphase sollte der Cashflow das eigentliche Ziel eines per Bootstrapping neu gegründeten Unternehmens sein. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu Firmen, die sich auf größere Investitionen stützen. Das bei diesen Unternehmen anvisierte Wachstum und die internationale Ausrichtung kommt für Bootstrapping Startups in der Regel nicht in Frage.

Vorteile des Bootstrappings

Ein für viele Gründer wesentlicher Vorteil des Bootstrapping ist die Tatsache, dass das Unternehmen zu 100 % in eigener Hand bleibt. Kein Investor hat Einfluss oder gar Mitspracherecht, wenn es um die betriebliche Ausrichtung und Entscheidungsfindungen geht. Der Inhaber genießt somit ein Höchstmaß an Unabhängigkeit. Das ist von umso größerer Bedeutung, wenn neben der Gewinnerzielungsabsicht auch andere Faktoren relevant sind. Das kann beispielsweise der eigene Anspruch an ökologische oder soziale Standards sein. Verringern diese den maximal möglichen Gewinn, würde es mit Investoren und Stakeholdern schnell zu Konflikten kommen.

Die hohen Anforderungen beim Bootstrapping fördern beim Gründer das unternehmerische Denken erheblich. Immerhin sind Gründer von Beginn an dazu gezwungen, sehr effizient zu wirtschaften. Das kann für den langfristigen Erfolg des Betriebes enorme Vorteile bringen. Denn wer es fertigbringt, mit geringen Mitteln viel zu erreichen, wird auch später besser mit kritischen Phasen umgehen können. Die Fähigkeit, sich auf das Essentielle zu fokussieren, verleiht mehr Flexibilität und lässt Gründer im Ernstfall schneller und zielgerichteter Entscheidungen fällen.

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Nachteile des Bootstrappings

Um ein funktionierendes und langfristig erfolgreiches Unternehmen mittels Bootstrapping aufzuziehen, müssen Gründer von ihrer Idee absolut überzeugt sein. Der Leistungsdruck ist dabei auf einem deutlich höheren Niveau als bei solide finanzierten Betriebsgründungen. Die gesamte Verantwortung über Gelingen oder Scheitern liegt allein bei einem selbst. Neben einem gewissen Budget braucht es deshalb ein dickes Fell und vor allem sehr viel Energie. Dabei sollte die Frustrationstoleranz möglichst hoch sein, denn Bootstrapping erlaubt in den seltensten Fällen ein signifikantes Wachstum des Unternehmens. Eine Stabilisierung des Cashflows ist in der Regel das höchste Ziel, das sich mit dieser Finanzierungsform realisieren lässt.

Fazit

Wer das Risiko des Bootstrapping eingehen will, kann mit der richtigen Strategie durchaus erfolgreich sein. Kosten für Personal können dabei durch die Zusammenarbeit mit Freelancern gespart werden. Zwar ist Bootstrapping nicht für jeden geeignet und die Wachstumschancen sind gering, wer damit aber Erfolg hat, kann im späteren Verlauf noch Fremdkapital in Anspruch nehmen und damit zusätzliche Potenziale freisetzen.

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