Freelancer gegen Fachkräftemangel | Deshalb lohnen sich freie Experten

Freelancer gegen den Fachkräftemangel

28. November 2022 / 10 Min /

Der Fachkräftemangel erfordert neue Konzepte zur Projektabwicklung. Dabei ist die Unterstützung durch Freelancer hilfreich. Unternehmen engagieren ausgebildete und erfahrene Freelancer für ein bestimmtes Projekt und zahlen ihnen ein vereinbartes Honorar oder eine Vergütung nach Stundensatz. In der IT- und Hightech-Branche ist der Bedarf am stärksten ausgeprägt. Entsprechend lukrativ ist das IT Freelancer Gehalt. Auch Fachleute für Consulting, Marketing und Design werden oft als externe Fachleute engagiert. Weltweit sind Freelancer zunehmend begehrt. In diesem Beitrag erfahren Sie, warum Freelancer eine attraktive Lösung gegen den Fachkräftemangel sind und über welche Kanäle Unternehmen die freien Experten finden.

Problem Fachkräftemangel

Der Personalmangel zählt zu den größten Herausforderungen in Deutschland. Fachkräftemangel besteht, wenn die Nachfrage nach Arbeit das Angebot an Arbeit übersteigt. Das Ungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt kann für einzelne Unternehmen, ganze Branchen und für die gesamte Volkswirtschaft zu erheblichen Problemen und zum Stillstand führen. Bei bestimmten Berufsfeldern (z. B. IT Branche, Logistik, Gesundheitswirtschaft) fehlen bereits jetzt qualifizierte Führungs- und Fachkräfte. In der Folge können Aufträge nicht abgewickelt werden oder es kommt zu Verzögerungen zu Lasten der Kunden. Der Fachkräftemangel betrifft große Unternehmen ebenso wie mittelständische Betriebe.

Oft lohnt es sich für Unternehmen, Freelancer für gewisse Projekte und temporäre Einsätze zu verpflichten.
Oft lohnt es sich für Unternehmen, Freelancer für gewisse Projekte und temporäre Einsätze zu verpflichten.

Freelancer – Merkmale und Rahmenbedingungen

Freelancer sind selbstständig und oft als Freiberufler tätig. Sie akquirieren Aufträge selbst und wickeln die Projekte in eigener Regie ab. Für eine begrenzte Zeit sind sie mit einer klar definierten Aufgabe oder einem bestimmten Projekt befasst. Der Arbeitsort kann das Homeoffice, ein Büro oder ein Coworking Space sein. Mitunter sind Freelander auch direkt bei ihrem Auftraggeber im Einsatz.

Über eine Steigerung oder Reduzierung der Projektakquise können die freiberuflichen Spezialisten ihre Auslastung an ihre privaten Lebensumstände anpassen. Die meisten Freelancer nehmen nur einen Teil der ihnen angebotenen Aufträge an. Je nach Schwerpunkten und individuellen Präferenzen arbeiten sie zur gleichen Zeit an einem Projekt oder an mehreren Aufträgen.

Anzahl der Freelancer in Deutschland

Freelancer bilden quantitativ zwar eine Minderheit. Aber tendenziell wird diese Gruppe größer. In Deutschland sind rund 11 Prozent der Bevölkerung selbstständig (Quelle: OECD). Laut dem Bundesverband der Freien Beruf e.V. (BFB) lag allein die Zahl der von diesem Verband vertretenen Beschäftigten im Jahr 2020 bei rund 1,5 Millionen. Die Tendenz ist steigend. Eine zunehmende Zahl junger Menschen legt besonderen Wert auf Selbstbestimmung im Beruf und eine angemessene Work-Life-Balance, was die Berufswahl hin zur Selbstständigkeit attraktiv macht. Zudem gilt die Arbeit als Freelancer als lukrativ, da der jeweilige Stundensatz oder der Preis der eigenen Arbeit selbst festgelegt werden kann.

ℹ️ Was verdienen Freelancer eigentlich? In unserem Berufsbilder-Wiki finden Sie es heraus!

Freelancer Branchen

Einst wurden Freelancer überwiegend in stark spezialisierten Professionen eingesetzt. Mittlerweile sind die Berufe mit Freelancer Potenzial sehr breitgefächert. Überdurchschnittlich hoch ist die Nachfrage nach freiberuflichen Fachkräften in der IT- und Software-Branche. Weiterer Branchen mit zunehmendem Bedarf sind die Logistik, die Energiewirtschaft, Finanzen und Versicherungen, die Automobilindustrie sowie die Chemie und Biotechnologie. Auch bei den eher klassischen Berufsfeldern wie Management, Personal und Recht nimmt die Freelancer Quote zu. Kaum eine Branche verzichtet komplett auf die externe Unterstützung durch Freiberufler.

Freelancer Berufe

Zu den typischen Freelancer Berufen gehören SAP-Berater, Data Scientists, DevOps, Software Entwickler und Software Engineers. Auch Interim-Manager, Consultants, Marketingberater, Grafikdesigner, Webdesigner und UX-Designer zählen zu den häufigen freiberuflichen Jobs. Der Fachkräftemangel, die Globalisierung und die Digitalisierung tragen dazu bei, dass der Bedarf an Freelancern in diesen Berufen weiter ansteigen wird.

Digitales Know-how immer mehr gefragt

Der digitale Wandel ist ein Mega-Trend, der den IT-Fachkräftemangel weiter verstärkt. Immer mehr Unternehmen investieren in ein digitales Geschäftsmodell und sind auf Expertise bezüglich IT-Sicherheit, KI, Cloud Services sowie Big Data dringend angewiesen.

Veränderungsprozesse im Zusammenhang mit der digitalen Infrastruktur verlangen schnelle Entscheidungen und ein gut koordiniertes Handeln in den Unternehmen. Auch die in der öffentlichen Verwaltung deutlich gewordenen Defizite während der Corona-Pandemie haben zu einem weiter steigenden Bedarf an IT-Dienstleistungen geführt. Viele der Anpassungen werden projektbezogen durchgeführt, sodass Freelancer auch bei Behörden um Körperschaften im Einsatz sind. Viele Wirtschaftsinformatiker suchen bewusst nicht nach einer festen IT Stelle, sondern möchten auf dem freien Markt eine attraktive Vergütung und eine herausfordernde Tätigkeit kombinieren.

Freelancer Portale

Freelancer Portale haben die Funktion, Unternehmen und freie Fachkräfte zusammenzuführen. Im deutschsprachigen Raum gehören freelancermap, Gulp und Freelance Junior zu den bekanntesten Plattformen, deren Dienstleistung in auch der Vermittlung der Freelancer besteht. Auf den Portalen können Unternehmen ihre Projekte ausschreiben. Die Freelancer haben dort außerdem die Möglichkeit, sich zu registrieren und ein Profil anzulegen. Die Suchprozesse über solche Portale sind sehr effizient und führen oft zu guten Ergebnissen. Etwa 340.000 Stellen bei den Freien Berufen sind in Deutschland gegenwärtig unbesetzt (Quelle: BFB). Daher kommt den Freelancer Portalen eine besondere Bedeutung zu.

Ausbildung und Vergütung der Freelancer

74 Prozent der Freelancer haben einen akademischen Abschluss. Das durchschnittliche Nettoeinkommen der befragten Freelancer im Freelancer-Kompass 2022 beläuft sich auf 6.178 Euro netto pro Monat. In der IT und im Bereich Engineering können Freelancer hohe Stundensätze verlangen. Auch in der Energiewirtschaft, im Management sowie im Finanzdienstleistungssektor ist die Vergütung überdurchschnittlich. Dabei ist den freiberuflichen Fachkräften bewusst, dass sie entsprechend hochwertige Leistungen erbringen und anspruchsvolle Ergebnisse liefern müssen. Die meisten selbstständigen Experten garantieren ihren Auftraggebern ein hohes Maß an Flexibilität bei der Auftragsabwicklung.

Vorteile Freelancer für Unternehmern

Der wesentliche Vorteil für die beauftragenden Unternehmen besteht darin, dass sie die selbständigen Experten zielgenau für ihre Projekte einsetzen können. Die unabhängigen Spezialisten verfügen über langjährige Erfahrung bei verschiedenen Unternehmen und bringen ein umfangreiches Skillset sowie ein kreatives Mindset mit in das Unternehmen. Im Wettbewerb haben solche Betriebe einen Vorteil, die auf einen Pool an bestens ausgebildeten Fachkräften zugreifen können. Diesen Fundus an Know-how allein mit festangestelltem Personal aufzubauen, ist für viele Unternehmen nicht realistisch. Dafür wären langwierige Such- und Einstellungsprozesse erforderlich. Freelancer können Unternehmen oft innerhalb weniger Tage mit ihrer Expertise weiterhelfen, ein Problem lösen oder ein erstes Etappenziel erreichen.

Freelancer in der globalisierten Wirtschaft

Auf dem globalen Markt haben Freelancer die Möglichkeit, ihre Einsätze entsprechend ihres Wunschortes auszuwählen. Wer bereit ist, zwischen mehreren Orten zu pendeln, kann auch mehrere attraktive Aufträge bei unterschiedlichen Unternehmen annehmen oder einen Auftraggeber an mehreren Dependancen betreuen. Besonders IT-Profis und Ingenieure können bei ihrem freien Engagement oft unter mehreren attraktiven Angeboten von globalen Konzernen auswählen.

Vergleich Kosten Freelancer und festangestellte Mitarbeiter

Freiberufler legen ihre Tarife selbst fest und orientieren sich dabei an ihrem Marktwert. Bei der Einschätzung der Kosten für einen Freelancer können Unternehmen leicht einem Fehlschluss unterliegen, indem sie den Stundensatz oder die festgelegte Projektgebühr des Freiberuflers mit dem Gehalt oder Stundenlohn eines internen Mitarbeiters vergleichen. Denn die Vergütung stellt nur ein Element der Kosten für Festangestellte dar.

Hinzu kommen folgende Kosten:

  • Arbeitgeberbeitrag zur Sozialversicherung
  • Urlaubs- und Freizeitansprüche
  • Arbeitnehmerentschädigung
  • Gehaltsprämien
  • weitere Vergünstigungen

Nach Angaben der Small Business Administration (SBA) sind die tatsächlichen Kosten für einen festangestellten Mitarbeiter im Normalfall 1,25 bis 1,4 Mal höher als dessen Vergütung.

Freelancer Kosten gegen Cost of Vacancy

In Zeiten des Personalmangels kommt bei der Beurteilung der Kosten für Freelancer ein weiterer Aspekt hinzu. Die Kosten, die einem Unternehmen durch die ausbleibende Besetzung einer Stelle entstehen, werden oft unterschätzt. Denn wenn Mitarbeiter fehlen, können Projekte und Aufträge nicht in der geplanten Weise abgewickelt werden, sodass es zu Umsatzeinbußen kommt. Falls ein vorhandener Angestellter auf eine andere Stelle vorbereitet werden muss, entstehen erneute Kosten für die Einarbeitung. Die entsprechende Unternehmenskennzahl heißt „Cost of Vacancy„. Sie gibt an, was die fehlende Stellenbesetzung das Unternehmen kostet.

Ziele gemeinsam mit dem Freelancer festlegen

Wegen der begrenzten Verweildauer der Freelancer in einem Unternehmen ist die Vorbereitung besonders wichtig. Der Auftraggeber sollte die Projektziele gemeinsam mit dem Freelancer festlegen. Damit wird der rechtliche und fachliche Rahmen für die Zusammenarbeit gesetzt. Der Freelancer ist mit der selbstständigen Arbeitsgestaltung bestens vertraut. Er wird den richtigen Weg zum Ziel identifizieren. Auf den Punkt gebracht: Das Unternehmen und der Freelancer entscheiden gemeinsam über das WAS. Über das WIE bestimmt der Freelancer im Anschluss eigenständig.

Zusammenarbeit zwischen festen Angestellten und Freelancern

Freelancer und festangestellte Mitarbeiter können sich optimal ergänzen und voneinander lernen. Unternehmen sollten eine Willkommenskultur für Freelancer aufbauen. Denn in der Regel ist es für das Unternehmen leichter, sich auf einen neuen freien Spezialisten einzustellen als umgekehrt. Schließlich betreut der Freiberufler innerhalb kurzer Zeit mehrere Betriebe. Anfangs reagieren die festangestellten Mitarbeiter oft skeptisch, wenn Freelancer hinzugezogen werden sollen. Daher ist es wichtig, dass die Unternehmensleitung ihrer Belegschaft erläutert, warum der Einsatz des Freiberuflers chancenreich ist. Dann werden die Festangestellten den Freelancer bestmöglich unterstützen und auf den gemeinsamen Projekterfolg hinarbeiten. Ein gut organisierter, strukturierter Onboarding-Prozess trägt dazu bei, dass die freien Experten sich mit dem Unternehmen, den Tools und Dokumenten sowie dem Way of Work schnell vertraut machen.

Freelancer: Vertrag, Buchführung, Steuer und Versicherung

Üblicherweise sind Freelancer über einen Honorarvertrag, einen Dienstleistungsvertrag oder einen Werkvertrag an ihren jeweiligen Auftraggeber gebunden. Für die Buchführung und ihren Versicherungsschutz sind sie selbst verantwortlich. Steuerlich sind sie entweder Freiberufler oder Gewerbetreibende. IT Freelancer haben in vielen Fällen die Wahl, ob sie beim Gewerbeamt ein Gewerbe anmelden oder nicht. Freiberufler müssen sich vom Finanzamt eine Steuernummer übermitteln lassen. Für die Auftraggeber ist es wichtig, dass diese Steuernummer in der Rechnung ausgewiesen ist.

Abgrenzung zur Scheinselbstständigkeit

Scheinselbstständigkeit ist gegeben, wenn eine erwerbstätige Person als selbstständiger Unternehmer auftritt, der Rahmen ihrer Tätigkeit aber faktisch einem Angestelltenverhältnis entspricht. Typische Merkmale der Scheinselbstständigkeit sind festgesetzte Arbeitszeiten, abgestimmte Urlaubstage und die örtliche Bindung an das Unternehmen. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Scheinselbstständigkeit stammen weitgehend noch aus der Zeit vor dem Fachkräftemangel. Die Regulierung ist daher eher restriktiv. Insofern können beim Engagement eines Freelancers Unsicherheiten bezüglich der rechtlichen Zulässigkeit entstehen.

Wenn Sie vor der Beauftragung Zweifel haben, können Ihnen die folgenden Fragen helfen:

  • Tritt Ihr Auftragnehmer in seiner Kommunikation nach außen als Selbstständiger auf?
  • Verwendet Ihr Auftragnehmer sein eigenes Corporate Design?
  • Ist Ihr Auftragnehmer mit eigener Website im Internet präsent?
  • Ist der Auftragnehmer in der Kundenakquise und Werbung für sein eigenes Unternehmen aktiv?

Wenn Sie diese Fragen überwiegend mit „Ja“ beantworten, deutet dies darauf hin, dass keine Scheinselbstständigkeit vorliegt.

ℹ️ Das könne Sie auch interessieren: Scheinselbstständigkeit vermeiden – die aktuelle Rechtslage.

Fazit: Freelancer gegen Fachkräftemangel

Freelancer werden gebraucht, um dem Personalengpass erfolgreich zu begegnen. In der digitalen Welt stellt das projektbezogene Engagement für beide Seiten eine attraktive Option dar. Immer mehr Unternehmen engagieren freiberufliche Fachkräfte. Der Betrieb spart dadurch wertvolle zeitliche Ressourcen für die Rekrutierung von eigenem Personal. Daher sind Unternehmen gut beraten, sich in den bewährten Freelancer Portalen umzusehen und bei der Kontaktaufnahme mit talentierten Fachkräften schneller zu sein als die Konkurrenz.

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